Lektion 3: L2-Erwerb durch kognitive Stimulation
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In Lektion 3 tauchen wir in die Welt des Sprachinputs und -outputs ein und verstehen ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf unsere Sprachkompetenzen.
Der Mensch ist geistig in der Lage, nicht nur den Erwerb seiner Erstsprache, sondern auch den Erwerb einer Zweitsprache mit all ihren Facetten zu bewältigen
(vgl. Bickes und Pauli 2009: 96).
Schlüsselkonzepte
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Kognitive Stimulation
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Sprachlicher Input
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Sprachlicher Output
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Multimodales L2-Lernen
Entschlüsselung von Sprachinput und -output
Der sprachliche Input ist die Grundlage des Spracherwerbs. Er umfasst alles, was du durch Lesen, Hören und Beobachten in deiner Zielsprache aufnimmst. Dieser Input treibt deinen Sprachlernprozess voran und ist genauso wichtig wie das Erkunden eines belebten Marktplatzes in einem fremden Land, wo lebendige Gespräche, Poster und Aromen dich in die Sprache eintauchen lassen. Ähnlich verhält es sich, wenn du einen spannenden Krimi in einer Fremdsprache liest, einen actiongeladenen Film ohne Untertitel schaust oder einen spannenden Sportkommentar in der Zielsprache verfolgst – du nimmst die Sprache aktiv auf.
Beim Output setzt du deine Sprachkenntnisse in die Tat um. Dazu gehört, dass du das Gelernte durch Sprechen und Schreiben in der Zielsprache anwendest. Dabei geht es darum, dich in der erworbenen Sprache auszudrücken. Ein Gespräch mit L1-Sprechenden in der Zielsprache, das Schreiben eines Tagebucheintrags oder ein Vortrag in dieser Sprache sind alles Formen des Sprachoutputs.
Kognitive Verbindung: Deine kognitiven Fähigkeiten sind die Motoren, die dein Sprachwachstum vorantreiben. Auch wenn diese Fähigkeiten aufgrund von Faktoren wie Alter und Bildung von Person zu Person unterschiedlich sein können, sind sie doch sehr anpassungsfähig. Betrachte kognitive Stimulation als ein Training für dein Gehirn, ähnlich wie körperliche Bewegung deine Muskeln stärkt. Die Beschäftigung mit Aktivitäten zur kognitiven Stimulation fordert deine kognitiven Fähigkeiten und fördert die Entwicklung deiner Sprachkompetenz.
Kognitive Stimulation: Diese Aktivitäten umfassen verschiedene Übungen, die darauf abzielen, deine kognitiven Fähigkeiten zu fördern und gleichzeitig die Sprachbeherrschung zu verbessern. Stell dir vor, du löst komplexe Sprachrätsel, nimmst an interaktiven Sprachspielen teil, die schnelles Denken erfordern, oder tauchst in Denksportaufgaben ein, die sorgfältig für Sprachlernende entwickelt wurden. So wie regelmässiges Training deine Muskeln stärkt, stärken diese Übungen deine Sprachfähigkeiten, indem sie aktiv deine kognitiven Fähigkeiten einbeziehen.
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Der interaktive Fortschritt: Sprachlicher Input und Output in Kombination mit kognitiver Stimulation bilden eine interaktives Training für Sprachkompetenz. Das dynamische Zusammenspiel zwischen diesen Elementen sorgt dafür, dass du die Sprache nicht nur passiv aufnimmst, sondern dich aktiv mit ihr auseinandersetzt. Dieses Engagement fordert deine kognitiven Fähigkeiten heraus und löst eine transformative und multisensorische Sprachreise aus.
Diskutiert zu zweit:
Nehmt Euch einen Moment Zeit, um Eure Erfahrungen auf der Grundlage der Schlüsselkonzepte der Lektion zu diskutieren:
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Erzählt von einer einprägsamen Erfahrung in Bezug auf Sprachinput.
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Denkt über einen Moment nach, in dem Ihr Eure Zielsprache aktiv verwendet habt (sprachlicher Output).
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Besprecht Aktivitäten zur kognitiven Stimulation, die Ihr als hilfreich empfunden habt.
Die Welt des multimodalen Lernens erkunden: Sprachkenntnissen im digitalen Zeitalter
In der schnelllebigen digitalen Welt ist das Erlernen einer Sprache nicht mehr auf Lehrbücher und Klassenzimmer beschränkt. Multimodales Lernen, ein dynamischer Ansatz für den Spracherwerb, macht sich verschiedene Sinneskanäle zunutze, um deine Lernreise zu verbessern. Indem du deine Seh-, Hör- und Interaktionssinne einbeziehst, tauchst du in eine bereichernde Sprachlernerfahrung ein.
Wie funktioniert das multimodale Lernen? Stell dir vor, du siehst einen Film in einer Fremdsprache mit Untertiteln, bei dem deine Augen und Ohren zusammenarbeiten (visuelles und auditives Lernen). Oder denk an die Teilnahme an interaktiven Online-Sprachkursen, die Bild, Ton und praktische Übungen miteinander verbinden. Hast du schon einmal eine Virtual-Reality-Sprachsimulation ausprobiert? Mit diesen Methoden lernst du nicht nur eine Sprache, sondern tauchst in eine immersive, multisensorische Welt ein, die das Lernen effektiver und angenehmer macht.
Der Erfolg des Sprachenlernens liegt im Zusammenspiel zwischen Input (was du siehst und hörst), Output (was du sprichst und schreibst), kognitivem Engagement (wie du die Sprache verarbeitest und denkst) und dem multimodalen Ansatz. Diese Kombination sorgt für eine tiefe, interaktive und multisensorische Auseinandersetzung mit der Sprache, erweitert deine kognitiven Fähigkeiten und bietet eine umfassende Spracherfahrung.
Unser digitales Leben ist von Natur aus multimodal. Denk an Plattformen wie Twitch, wo Chatnachrichten, Videos und Audio nebeneinander existieren, oder WhatsApp, welches Text-, Video- und Sprachnachrichten bietet.
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Diese Plattformen sind ein Beispiel dafür, wie Multimodalität in unsere tägliche Kommunikation eingeflochten ist. Aber was hat das mit dem Sprachenlernen zu tun? Denk einfach daran, dass dieser anregende Prozess, der bereits in deiner L1 eine Bereicherung darstellt, in einer L2 sogar noch vorteilhafter sein kann. Plattformen wie Twitch, YouTube und Instagram können Goldminen für das Sprachenlernen sein. Wenn du beispielsweise regelmässig französischsprachige Streams schaust, kann dies dein Verständnis der französischen Sprache erheblich verbessern. Ebenso kannst du bei Streaming-Diensten wie Netflix die Audioausgabe in verschiedenen Sprachen auswählen und so deine Sprachkenntnisse auf praktische Weise verbessern. Darüber hinaus bieten Dienste wie Babbel die Möglichkeit, Sprachen in mundgerechten, ansprechenden Formaten zu lernen, oft mit Bildern oder Tönen, um das Gelernte zu vertiefen.
Übung
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Zielsetzung: In dieser Übung wirst du über die Vor- und Nachteile des multimodalen Lernens im digitalen Zeitalter diskutieren.
Anweisungen:
Bildet 3er- oder 4er-Gruppen.
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Vor- und Nachteile
Macht innerhalb Eurer Gruppe ein 5-minütiges Brainstorming und listet die Vorteile des multimodalen Lernens auf.
Anschliessend macht Ihr ein 5-minütiges Brainstorming über mögliche Nachteile oder Herausforderungen.
Fasst Euch kurz und konzentriert Euch auf die wichtigsten Punkte.
Gruppendiskussion (5 Minuten):
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Sammelt euch als Klasse für eine kurze allgemeine Diskussion.
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Stellt anschliessend einen Vorteil und einen Nachteil aus der Liste Eurer Gruppe vor.
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Diskutiert, welche Faktoren Eurer Meinung nach am wichtigsten sind.
Abschliessende Gedanken
In unserem digitalen Zeitalter gibt es reichlich Möglichkeiten, eine zweite Sprache zu lernen. Plattformen wie Instagram, YouTube, Netflix und andere bieten eine Fülle von Sprachinput. Der Erfolg hängt von deinem Engagement, deiner Eigeninitiative und deiner Motivation ab. Tauch ein, erkunde die Möglichkeiten und entdecke deinen Weg zur Sprachbeherrschung. Mehr dazu erfährst du in der nächsten Lektion, in der wir uns eingehender mit Sprachmotivation und Zielsetzung beschäftigen.
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Bibliography
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Burkhardt M. (2023) : Wie bleibt das Gelernte im Kopf? Deutsch perfekt, 6, 31-32.
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Bickes, H., & Pauli, U. (2009). Erst und Zweitspracherwerb. Paderborn: Fink.
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Cook, V., & Singleton, D. M. (2014). Key topics in second language acquisition. Multilingual Matters.
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Wildfeuer, J., Bateman, J., & Hiippala, T. (2020). Multimodalität: Grundlagen, Forschung und Analyse–Eine problemorientierte Einführung. De Gruyter.